Deutschland für digitales Zeitalter gut gerüstet

BIBB-Analyse zu künftigen Qualifikationsanforderungen bei IT-Kompetenzen

Die Digitalisierung der Arbeitswelt erfordert von allen Erwerbstätigen künftig verstärkte IT-Qualifikationen. Die aktuelle Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) „IT-Berufe und IT-Kompetenzen in der Industrie 4.0“ zeigt, dass Deutschland bei den IT-Kernberufen quantitativ gut aufgestellt ist und auch den durch die Umstellung der Produktionsprozesse auf Industrie 4.0 steigenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften wird decken können. Jedoch weisen die BIBB-Forscher/-innen darauf hin, dass das Berufsfeld der IT-Kernberufe – dazu gehören Datenverarbeitungsfachleute, Informatiker/-innen und Softwareentwickler/-innen – selbst nicht genügend Fachkräfte hervorbringt, sondern vielmehr von einem starken Zustrom an Erwerbstätigen aus artverwandten Berufsfeldern profitiert. Der Berufswechsel wird auch dadurch begünstigt, dass sich die Beschäftigten in den IT-Kernberufen „im Prinzip“ mit Einkommen, Arbeitsbedingungen und -belastungen sowie Weiterbildungsmöglichkeiten zufrieden zeigen.

Nach Auffassung von BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser verdeutlicht die Studie, dass in allen Berufen und Branchen die IT-Kompetenzen als eine Teilkompetenz erheblich zunehmen werden. „Die Arbeit in der Fabrik 4.0 wird anspruchsvoller. Sie erfordert neben verstärkten IT-Kompetenzen auch mehr soziale und personale Kompetenzen. Aktuell evaluiert das BIBB die dualen IT-Berufe Fachinformatiker/-in, IT-System-Elektroniker/-in, IT-System-Kaufmann/-frau sowie Informatikkaufmann/-frau und prüft, welche
Anpassungen hier erforderlich sind.“

Die Studie belege ferner, so Esser weiter, dass sich insbesondere Berufe und Tätigkeiten im verarbeitenden Gewerbe verändern werden. „Das BIBB wird deshalb in bewährter Qualität dazu beitragen, dass die mit der Industrie 4.0 einhergehenden neuen Anforderungen möglichst schnell und valide identifiziert werden, um die Berufe fundiert und evidenzbasiert weiterzuentwickeln.“ Die BIBB-Expertise fließt auch in die Beratungen der Arbeitsgruppen des Nationalen IT-Gipfels ein, der heute und morgen in Berlin stattfindet.

Laut aktueller BIBB-Analyse übte im Jahr 2012 rund jeder/jede zehnte Erwerbstätige eine professionelle IT-Tätigkeit aus. Darunter fallen etwa 575.000 Erwerbstätige (2,7 %) in den IT-Kernberufen sowie rund zwei Millionen Erwerbstätige (7,2 %) in sogenannten „IT-Mischberufen“. Hierzu gehören zum Beispiel Techniker/-innen, Ingenieure/Ingenieurinnen, Elektroberufe, aber auch Dienstleistungsberufe aus Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung sowie Teile von kaufmännischen Büroberufen oder Verwaltungsberufen.

Das bis zum Jahr 2030 zur Verfügung stehende Fachkräfteangebot wird laut den Projektionen des BIBB und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie einem vor kurzem erschienenen gemeinsamen Szenario zu Industrie 4.0 in diesen Berufsfeldern rein rechnerisch ausreichen, um die steigende Nachfrage zu befriedigen. Zur Begründung geben die BIBB-Forscher/-innen an, dass das akademisch qualifizierte Fachkräfteangebot durch die wachsende Studierneigung der jungen Generation stark steigen wird. Insofern kann auch der ebenfalls stark steigende, zusätzliche Bedarf der Wirtschaft an Hochqualifizierten in diesem Bereich gedeckt werden, ohne dass dies zu Lasten der Erwerbstätigen mit einem Berufs- oder Fortbildungsabschluss geht.

Dabei ist das Qualifikationsniveau in den IT-Berufen bereits jetzt sehr hoch. In den IT-Kernberufen dominieren akademische Abschlüsse (56,5 %), Personen mit Berufsausbildung sind zu 34,5 % vertreten. In den IT-Mischberufen sind Personen mit Berufsausbildung (45,7 %) stärker vertreten als Akademiker/-innen (38,3 %). 9 % der Erwerbstätigen in IT-Mischberufen haben einen Fortbildungsabschluss.

Die BIBB-Analyse weist auf Grundlage der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragungen zur Art der Computernutzung auch die hohe IT-Durchdringung aller Arbeitsplätze in Deutschland nach. So arbeiteten im Jahr 2012 bereits mehr als acht von zehn Erwerbstätigen mit dem Computer. Der Anteil der Erwerbstätigen ohne Computernutzung ist dagegen von 48,3 % im Jahr 1999 über 23,3 % (2006) auf 19,1 % (2012) kontinuierlich gesunken. Wurden im Jahr 2006 noch 44 % der Arbeitszeit am Computer verbracht, so lag dieser Anteil 2012 bereits bei 48 %. Dabei arbeiteten Akademiker/-innen mit 56 % der Arbeitszeit deutlich länger am Computer als Erwerbstätige mit einer Berufsausbildung (45 %).

Weitere Informationen im Internetangebot des BIBB unter http://www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/publication/show/id/7833


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