Generalistische Pflegeausbildung – Definition, Vergütung und Dauer

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Aufgrund der 2020 von der Bundesregierung gestarteten Neuausrichtung der Ausbildungen in der Pflegebranche gibt es nun die neue Ausbildung zum Pflegefachmann und zur Pflegefachfrau. Gerade solch eine groß angelegte Umstrukturierung mag Berufseinsteiger in großem Maße verwirren. Was zum Beispiel wird aus den bisherigen Ausbildungen? Und taugt die neue Ausbildung etwas oder hat man später auf dem Arbeitsmarkt möglicherweise keine Chance?

Der Unterschied zur spezialisierten Pflegekraft

Um einen Überblick über die generalistische Pflegeausbildung zu bekommen, lohnt es sich, die Zielsetzungen der Bundesregierung im Pflegebereich anzuschauen.

Die bisherige Dreier-Struktur aus Altenpflegekraft, Gesundheits- und Krankenpflegekraft und Kinderkrankenpflegekraft soll – so zumindest, wenn die Regierung die gewünschten Ergebnisse sieht – abgeschafft werden. Eine Ausbildung zur Kinderkrankenpflegekraft ist sogar bereits von der Bildfläche verschwunden, die anderen beiden könnten Folgen, wenn die neue Ausbildung bis zum Jahre 2026 gut angenommen wird. Der Fokus liegt dabei bei Berufsneueinsteigern.

Der Plan dahinter ist – und das sieht man sehr gut am Lehrplan – generalisierte Fachkräfte auszubilden, die in jedem Bereich einsetzbar sind. Die Zeit, die zum Beispiel Altenpfleger und Krankenpflegerinnen in der Lehre dafür aufwenden, für ihre spezielle Tätigkeit nützliche Kenntnisse wie die Tagesstruktur und Hygiene von älteren Menschen zu planen oder ärztliche Tätigkeiten im Fall der Fälle zu übernehmen, werden verallgemeinert und zum Teil auf die späteren Arbeitsorte/Träger umgelagert.

Dadurch soll der Arbeitsmarkt, aber auch die leichter zu finanzierende Ausbildung selbst leichter zugänglich gemacht werden; sowohl für frische Pflegekräfte als auch für suchende Arbeitgeber, was wohl die größten Vorteile des neuen Ausbildungsplans sind.


Rahmendaten der Ausbildung

So sollen alle für die Pflegebranche wichtigen Tätigkeiten innerhalb der 3-jährigen und dualen Ausbildung praxisnah gelehrt werden. Am Ende dieser drei Jahre steht die staatliche Prüfung, mit der man nicht nur einen national, sondern auch einen EU-weit anerkannten Abschluss besitzt.

Der Praxisteil beläuft sich auf 2500 Stunden, während der Theorieteil 2100 Stunden umfasst, was zu einem recht gleichmäßigen Verhältnis führt, das im Vergleich zu einer Handwerksausbildung deutlich theoretischer ausfällt. Der Praxisteil ist jedoch wie auch bei den Handwerkern an den Betrieb des Trägers gebunden, mit dem der Ausbildungsvertrag geschlossen wurde.


Die Voraussetzungen sind denkbar einfach. Es reicht die Mittlere Reife oder aber ein Hauptschulabschluss mit einer abgeschlossenen Helferausbildung, um die Ausbildung zur generalistischen Pflegefachkraft durchzuführen.

Die besondere Spezialisierung innerhalb der Ausbildung

Was in der neuen Ausbildung besonders hervorsticht, ist wohl die Spezialisierung in eine bestimmte Fachrichtung, die die Azubis schon während der Ausbildung machen können, aber nicht müssen. Damit sollen die in der Generalistik fehlenden Spezialkenntnisse ausgeglichen werden. Der Ablauf ist folgendermaßen:

• Der Start:
Zwei Jahre lang wirkt eigentlich alles wie immer. Sprich, die Ausbildung läuft wie zu erwarten generalistisch ab und jeder und jede hat den gleichen Lehrplan und die eigenen mehr oder weniger individuellen Erfahrungen in der Praxis. Bis zur Zäsur.

• Die Spezialisierung:
Nach diesen zwei Jahren müssen sich die Azubis entscheiden, ob sie in der Generalistik weiter machen wollen – das ist ebenfalls eine legitime Wahl und der Abschluss in keinerlei Hinsicht benachteiligt – oder ob sie ihren Schwerpunkt auf die Altenpflege oder die Gesundheits- und Krankenpflege legen wollen. Die Entscheidung kann frühstens 6 Monate vor dem Start des dritten Lehrjahres getroffen werden und wird üblicherweise um die 4 Monate davor durchgeführt.

• Der Abschluss:
Hat man sich in der Mitte der Ausbildung spezialisiert, erhält man einen jeweils anderen Abschluss. Statt Pflegefachkraft ist man dann Alten- oder Krankenpfleger; Berufsbezeichnungen, die bei Erfolg der generalistischen Ausbildung zum Auslaufmodell werden. Doch keine Angst: Durch diese Maßnahmen sollte niemand per se seinen Job verlieren. Gerade Arbeitgeber, die spezielle Kenntnisse bei ihren Pflegekräften voraussetzen, finden auch ab dem Jahre 2026 niemand besseren für den Job als die herkömmlichen Alten- und Krankenpfleger. Einzig und allein der Bedarf nach Fachkräften für alle Einsatzgebiete wird gedeckt und der Ausbildungsberuf komplett zur hier vorgestellten generalistischen Ausbildung geändert.

Verdienst, Jobchancen, Weiterbildung
Verdienst und Finanzierung verdienen zumindest im Wettbewerb mit vergleichbaren Ausbildungen besondere Aufmerksamkeit. Nicht nur wird die Ausbildung zur generalisierten Pflegefachkraft komplett finanziert, es ist auch eine angemessene Vergütung für den Azubi vorgesehen. Vorteile, die die Reform mit sich bringt und bei denen die bisherigen Pflegeausbildungen unbedingt etwas von abschauen müssten.

Im ersten Lehrjahr verdient ein Azubi im Schnitt 1.150 €, im zweiten bereits 1.200 € und im dritten Lehrjahr 1.300 € brutto.

Nach der Ausbildung sieht dies anders aus, wobei man beachten sollte, dass sich Pflegeberufe leider immer noch im Niedriglohnsektor bewegen und der Verdienst vor allem am Anfang der Karriere nur selten über den Mindestlohn hinaus bemessen wird. Die Löhne für Pflegefachkräfte liegen aktuell zwischen ca. 2100 € und 3100 € brutto pro Monat.

Obwohl Pflegekräfte aktuell mit Hochdruck gesucht werden, lassen sich die Jobchancen genau wie der erwähnte Verdienst durch Weiterbildungen nach der eigentlichen Ausbildung noch erhöhen! Die Möglichkeiten sind so vielfältig wie die Pflegebranche selbst. Mag man die Weiterbildungen grob in Kategorien einteilen, eignen sich wohl am ehesten:

• Hochschul-Weiterbildungen
Zu diesen Weiterbildungen zählen jene, die den klassischen Pflegeberuf mit einem Fachbereich auf Hochschulniveau kombinieren. Klassische Beispiele sind hier zum Beispiel die Fortbildung zur gerontopsychiatrischen Fachkraft oder juristische Abschlüsse im Bereich des Pflegerechts.

• Verwaltung der Pflege
Dies ist vor allem ein Bereich für alle, die eine Stelle ein Stück weit distanzierter vom Patienten anstreben, dafür aber mehr Verantwortung übernehmen wollen. Möglich ist es, mit diesen Fortbildungen einen Job in der Stationsleitung anzustreben, für das Qualitätsmanagement der Pflege zu sorgen oder als Praxisanleiter neues Pflegepersonal auszubilden.

• Praktische Expertise
Wer sich patientennah Weiterbilden möchte, hat jedoch noch die meisten Chancen. So ist es beispielsweise möglich, eine Weiterbildung als Betreuungskraft oder zum Beispiel als Experte für Demenzerkrankungen durchzuführen, die es ermöglichen, Patienten auch im Alltag außerhalb einer Einrichtung besser zu unterstützen und sogar – wenn gewollt – in die Selbstständigkeit zu starten.

Der große Vorteil einer generalistischen Ausbildung in der Pflege ist kurz gesagt der vielfältige Einsatzbereich. Die Jobchancen sind gut, und Pflegepersonal wird immer benötigt. Jedoch ist und bleibt der Sektor sehr kräftezehrend und leider dafür unterbezahlt, weshalb man sich vor dem Berufseinstieg gut überlegen sollte, ob man für die Ansprüche, die gestellt werden, wahrlich vorbereitet ist.


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